PURPLE SCHULZ UND JOSEF PIEK MACHEN
GEMEINSAME SACHE MIT STOPPOK
19.9.2006, Bürgerhaus KÜZ, Troisdorf


Stoppok finde ich sowieso klasse. Ich mag seine brüchige, unverwechselbare Stimme, seine sensiblen Texte und seine “Ich-bin-wie-ich-bin”-Ausstrahlung. Mit ihm, Purple und Josef saßen drei wunderbare Musiker auf der Bühne, die nicht nur ernsthaft und richtig gut Musik machen konnten, sondern auch Spaß an blöden Bemerkungen hatten und sich sichtlich gut verstanden. Musikalisch und auch sonst.


Stoppok, der auch für seine spontanen Kommentare und ausufernden, aber total witzigen Moderationen zwischen den Stücken bekannt war, holte gleich den ersten Lacher, als er zu Beginn des Programmes länger nach dem Kabel für seine Gitarre suchte und in die erwartungsvolle Stille des Publikums trocken kommentierte: “Ja, irgendwie muss man ja auf hundert Minuten Programm kommen.” Direkt danach erklärte er, dass er gar keine Lust mehr auf Moderationen hätte, weil Purple das so großartig angekündigt hätte. Kaum saß er, moserte er über den Notenständer, den er sonst nie hätte, als Purple anbot ihn wegzustellen, lehnte er schnell ab “ich brauch ja die Texte!”, grinste dann zufrieden und sagte: “Also jetzt hab’ ich wieder Lust.”

Wunderschön kam “Tage wie dieser”, allerdings war der Klang im hübschen Saal der KÜZ ziemlich hallig. Das gab manchmal Probleme mit der Textverständlichkeit, die sich leider - je nachdem wo man saß oder stand - durch den Abend zogen. (Da konnten die Herren auf der Bühne nichts für und für die weiteren Konzerte in der KÜZ wird tontechnisch etwas umdisponiert, damit der Klang besser wird.) Die gute Laune und der Spaß der Zuschauer waren trotzdem da, und was auf der Bühne geboten wurde, war einfach klasse. Ich war sehr gut gelaunt, genoß die Stimme von Stoppok, die Gitarren- und Keyboardklänge und die mehrstimmigen Gesangsstellen in den Refrains. Es hörte sich superschön an.

Sofort nach dem ersten Lied bat Josef den Techniker am Mischpult: “Machste den Stefan mal’n bißchen leiser!”, woraufhin Stefan Stoppok gespielt eingeschnappt reagierte und sich darüber mokierte, wie auf der Bühne die Gäste behandelt wurden. Als Josef dann auch noch sich selber lauter hören wollte, schüttelte Stoppok nur noch den Kopf. Nach dem nächsten Lied grinste er breit und meldete: “Jetzt kommt’s: Ich hätte gerne den Purple lauter!” Zufrieden blickte er Josef an “So macht man das!”, während Purple aufsprang, in seiner Hosentasche kramte und dann lässig einen 10-Euro-Schein zu Stoppok rüber reichte. Großes Gelächter beim Publikum, als der ihn sofort nahm und wie selbstverständlich einsteckte.

Nach “Jede Stunde” kam “Twen Tours”, das Lied mit dem bei mir alles angefangen hatte. Vor einigen Jahren hatte Hartmut, der jetzt netterweise schräg hinter mir im Konzert saß, eine Stoppok-CD mitgebracht, weil ich mit dem Namen “Stoppok” nichts anfangen konnte, und mir “Twen Tours” aufgelegt. Schon nach den ersten gesungenen Tönen war ich total fasziniert und hatte mich - nein, in die Stimme verliebt wäre zu viel gesagt, aber es gibt eben einfach Stimmen, die hört man, die berühren einen und man fühlt sich zu Hause.



































Neben all dem Gelächter ‘zwischen den Liedern’, gab es immer wieder sehr berührende Stücke zu hören, bei denen ich es faszinierend fand, wie zart und verletzlich die etwas rauhe, brüchige und nicht im klassischen Sinne schöne Stimme von Stoppok klang. Da war viel drin, was er mit seiner schnodderigen Art äußerlich oft verdeckte. Und es passte gut zu der Art von Purple und Josef, so dass die Gruppe auf der Bühne harmonisch und nicht fremd wirkte.



Vor dem Lied “Schöne Leute”, das von Purple und Josef stammte, rückte Stoppok den Notenständer mit dem Text zurecht und erklärte: “Ich kann nur Lieder von mir”, und nach einer kurzen Pause: “Und die kann ich auch nicht richtig.” Dann zog ein Grinsen über sein Gesicht und er kündigte mit betonter Stimme an, dass er jetzt eines der schönsten Lieder überhaupt spielen würde. Purple verstand sofort, griff in seine Hosentasche und reichte einen 50-Euro-Schein zu Stoppok. Der nickte anerkennend und steckte ihn ein. Im Verlauf des Abends wurde unter dem Gelächter des Publikums der 10-Euro-Schein noch an Josef weitergegeben und der 50-Euro-Schein wechselte zurück zu Purple. Irgendwann in diesen unterhaltsamen Pausen blickte Stoppok plötzlich auf seine Uhr und drängte ungeduldig: “Jetzt mal Spaß beiseite. Wir ha’m nicht mal die Hälfte geschafft und es ist schon halb!” Ein Satz aus diesem Munde, der das Publikum wieder in lautes Gelächter ausbrechen ließ. 




























Leider war ausgerechnet das schnelle, mit mehr Text als Noten ausgestattete “Learning by burning” in der Leadstimme besonders hallig, so dass viel vom Text verloren ging, beziehungsweise die Lacher fast ausblieben, weil die Zuschauer konzentriert dem Text folgten, um möglichst viel zu verstehen. Schade. Bei anderer Abmischung wäre das besser gewesen.

Mit “Immer nur leben” ging die Gemeinsame Sache traditionell zu Ende, ein wunderschöner Abschluß eines sehr schönen Abends, bei dem es viel Applaus von den begeisterten Zuschauern gab.





Es gab noch ein paar Autogramme in entspannter, fast familiärer Atmosphäre - Stoppok hatte während des Konzertes schon sehr ironisch von der ländlichen Umgebung der Kleinstadt Troisdorf und einem “Konzert auf dem Acker” gesprochen - dann leerte sich der Saal langsam und Stoppok suchte in seiner Hosentasche nach dem 50-Euro-Schein, um ihn an Purple zurück zu geben. Kein Wunder, dass er bei dem vielen hin und her auf der Bühne nicht mehr überblicken konnte, dass der ihn schon längst wieder bekommen hatte. Was mit dem 10-Euro-Schein geschehen war, der am Ende bei Josef gelandet war ...  keine Ahnung.



Fazit: Trotz einiger Tonprobleme ein wunderbares Konzert mit hohem Genießfaktor!

Programm:

Tage wie dieser
Wie tief kann amn sehen
Jede Stunde
Twen Tours
Schöne Leute
Wetterprophet
Aus dem Beton
Dumpfbacke
Learning by burning
Kühlschrank
Schöner Tag
Immer nur leben



Dicke Empfehlung: Stoppok-Konzerte besuchen, Purple Schulz-Konzerte besuchen (da spielt der Josef immer mit, auch wenn er nicht im Titel genannt wird) und Gemeinsame Sachen besuchen! Hier kam alles zusammen.

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