Eierlauf und Würstchen apportieren
Sommerfest bei Martin Rütter (D.O.G.S.)     19.8.2006, Erftstadt

Der Hundepsychologe Martin Rütter lud zusammen mit seinen Mitarbeitern zum Sommerfest in sein ‘Zentrum für Menschen mit Hund’ ein, und viele kamen. Auch ich, obwohl ich immer noch keinen Hund hatte und auch nicht beabsichtigte in nächster Zeit einen zu holen. Das Sommerfest war eine gute Gelegenheit mich unauffällig unter die Hundebesitzer zu mischen, denn ich fand die Arbeit von Martin Rütter hochinteressant und wollte gerne mal sehen, wie es vor Ort zuging. Einen Termin ohne Hund zu vereinbaren, wäre mir aber zu blöd gewesen.













Es war so etwas wie ein ‘Tag der offenen Tür’ im Therapiezentrum zwischen den wenigen Häusern und vielen Feldern in einem kleinen Dorf in der Nähe von Köln, nur dass die Behandlungsräume Wiesen und die wenigen Türen kleine Törchen waren. Es gab Essen und Getränke, T-Shirts, Bücher und DVDs zu kaufen, Informationsmaterial und zur Unterhaltung der Kinder eine Hüpfburg und ein Gesichterschminkstand. Auf einer Wiese fanden nacheinander verschiedene Vorführungen statt, bei denen die Besucher die Arbeit des D.O.G.S.-Teams kennenlernen konnten. Ballspiele, Apportieren, Agility und Spaßturniere standen auf dem Programm, alle mit der Möglichkeit Fragen dazu zu stellen und anschließend mit dem eigenen Hund zu probieren, ob der Spaß daran hatte.

In der Hundeschule von Martin Rütter ging es nicht um Drill und zackige Kommandos, sondern um ein liebevolles Miteinander von Mensch und Hund, bei dem der Halter allerdings ganz klar der Boss war und seinem Hund durch eindeutiges Verhalten Sicherheit vermittelte. So lange der Hund spürte, dass sein Halter alles unter Kontrolle hatte, konnte er sich beruhigt unterordnen und den Rudelführer die Entscheidungen treffen lassen. Das war stressfrei für beide.

Während der Vorführungen erklärte Martin Rütter, am Beispiel eines erfahrenen Hundes, wie man einen Hund an die Spiele heranführte und wo Probleme liegen konnten. Er ermunterte zum Ausprobieren, da nicht jedem Hund jede Beschäftigungsmöglichkeit gefallen musste.















Menschen und Hunde hörten aufmerksam zu, auch wenn ich manchmal das Gefühl hatte, dass einige Hunde manchmal mehr auf die anderen Hunde achteten, als auf Herrn Rütter. Aber zum Zuhören gab es ja ihre Halter, die ihnen das später schon vermitteln würden.



























Dann durften sie selber mal probieren, und während die einen Hunde noch etwas ratlos den Kommandos ihrer Halter folgten und auf der Suche nach Leckerlis an die Bälle stupsten, trieben sie anderen sie schon selbst an und rannten mit hohem Tempo und viel Spaß hinterher.













Für eines der Spaßturniere hatten die Mitarbeiter Aufgaben zusammengestellt, die nicht nur das Publikum, sondern auch Martin Rütter amüsierten. Sechs Besucherhunde konnten zusammen mit ihren Haltern verschiedene Aufgaben erledigen und Punkte sammeln. Es ging um einen Eierlauf, bei dem das rohe Ei auf einem Löffel liegen musste, der in der gleichen Hand wie die Hundeleine gehalten wurde, so dass ein unruhig ziehender Hund das Ei zwangsläufig herunter wippte. In der Praxis zitterten allerdings eher die Halter vor Aufregung, so dass es einige Unfälle, allerdings nie mit kaputtem Ei, gab. Die Halter mussten außerdem voraussagen, ob ihr Hund eher zu den ausgelegten Käsestückchen oder den Wurststücken lief - geschickte Hunde räumten erst den einen Teller und dann blitzschnell noch einen Teil vom anderen Teller leer - und der Hund sollte auf Kommando auf ein Podest springen, ohne dass der Halter dazu Armbewegungen machte. Das klappte übrigens recht gut, vermutlich, weil die Hunde mit dem Podest ansonsten auch nichts anzufangen wussten, außer drauf zu springen. Schwieriger war es für den Halter unter einer Hürde herzukriechen, ohne dass der Hund das als Aufforderung zum Spiel verstand und mitkroch.

Martin Rütter gab vom Rand gut gelaunt Kommentare und bedachte eine Teilnehmerin mit: “Boah, ist das ‘ne Streberin beim Eierlauf!”, weil diese beim Laufen lächelte, was einen Sonderpunkt brachte, oder verlangte die Hürde für die kriechenden Hundehalter entweder niedriger zu setzen oder ansonsten zum Limbotanzen zu verwenden


























Für jeden erhaltenen Punkt gab es ein Frolic, das von den D.O.G.S.-Mitarbeitern auf eine Schnur gefädelt wurde, was die Hunde aufregend schwanzwedelnd beobachteten. Es war zu sehen, dass sie aufmerksam und motiviert bei der Sache waren. Es roch nach Frolics, es gab was zu tun, die Halter wirkten nervös - das war aufregend genug, um interessiert dabei zu sein.













Die bei den Zuschauern und Hunden beliebteste Aufgabe war das Apportieren eines Würstchens, das auf die Wiese gelegt wurde. Martin Rütter lachte schon beim Hören der Aufgabe los und sagte: “Ich bin gespannt, ob wir einen Hund finden, der so dämlich ist, die Wurst zu apportieren!” Großes Gelächter dann auch bei allen Zuschauern, wenn der betreffende Hund auf das Würstchen zuschoß und es sofort begeistert auffraß. “Gibt es einen Sonderpunkt, wenn er es einatmet?” lachte Martin Rütter, nachdem ein großer Hund nur einmal zugeschnappt und geschluckt hatte. Nur einer der vierbeinigen Kandidaten gab die Wurst ab und hatte nur unauffällig ein Ende abgebissen.
 













Mir gefiel die lockere, freundliche Atmosphäre bei D.O.G.S. und der entspannte, nette Umgangston zwischen Martin Rütter und seinen Mitarbeitern. Das wirkte sich auf die Besucher aus, die ebenfalls entspannt und locker waren. Sogar die Hunde benahmen sich sehr gut, was aber vielleicht auch daran lag, dass die Halter gut aufpassten und sich um klare Kommandos bemühten, um sich vor Martin Rütter erziehungsmäßig nicht voll zu blamieren. Allerdings waren vermutlich sowieso überwiegend Besucher da, die sich schon mit Martin Rütter und D.O.G.S. auseinandergesetzt hatten und zumindest theoretisch wussten, worauf es ankam. Dass gerade die Leute mit den unerzogenen Hunden, die ein paar neue Erkenntnisse dringend nötig hätten, nur wenig Interesse an einer Schulung zeigten, war mir schon in meinem Bekanntenkreis aufgefallen. Wie gut, dass wenigstens ich in vielen Fällen wusste, worauf es ankam. Nur leider hatte ich ja keinen Hund. Darum lehnte ich auch die Probepackung Hundefutter ab, als sie mir unter den Scheibenwischer meines parkenden Autos geklemmt werden sollte, wobei meine Erklärung “Ich habe gar keinen Hund”, dann doch einen erstaunten Blick auslöste. Ich wollte das aber nicht näher erklären.

Mit neuen Erkenntnissen und guter Laune fuhr ich nach Hause und hatte auch ohne passenden Vierbeiner einen schönen, informativen, lustigen Ausflug gemacht.

Infos zu D.O.G.S:
www.d-o-g-s.de

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