Wie Puck
Weihnachten
rettet
Erftkultur
1.12.2007, Aula des Ville-Gymnasiums, Erftstadt-Liblar

VORWORT: Als ich das Theaterstück vor Beginn der Proben las, dachte ich spontan: “Ohje, was ist das denn für ein Mist?” Es gab zwar durchaus schöne Ideen für ein Kindertheaterstück, aber insgesamt wirkte es auf mich, als hätte jemand überlegt, was Kinder gut finden könnten und dann einfach alles als Weihnachtsmärchen zusammengewürfelt. Mal wurde normal gesprochen, mal in Reimen, mal gesungen. Die Eisprinzessin hatte einen seitenlangen Zauberspruch, wo es ein einfacher Vierzeiler auch getan hätte und einer der Weihnachtselfen war total modern und sagte: “Ey, Alter!”, “Alles paletti” oder “Cool!”, was fast immer unecht und gekünstelt wirkt, wenn ein Erwachsener das für aktuelle Jugendsprache hält. Außerdem weigerte ich mich schon grundsätzlich, daran zu glauben, dass es Elfen im Weihnachtsland gab, die “Cool, Alter!” sagten.

Dann waren die Rollennamen berufsbezogen, was ich schon als Kind überhaupt nicht leiden konnte. Der Eiswind hieß “Sausebraus”, die Sternenfee “Funkelfein” und der Fahrstuhlführer “Aufundab”. Außerdem war alles ein Hin und Her in verschiedenen Himmels-Stockwerken, mit verschiedenen Kisteninhalten und ziemlich vielen Leuten. Es gab Engel und Elfen, den Oberelf, die beiden Hauptdarsteller-Elfen, den Eiswind, die Eisprinzessin, den Weihnachtsengel, einen Bäcker, einen Briefträger, zwei Darsteller von Zeit und Geld und den Weihnachtsmann, so dass ich schon beim Lesen die Orientierung verlor und am Ende nur wusste, dass es gut ausging. Warum genau, war mir nicht ganz klar. Ich fand das alles ziemlich dämlich.

Einige Rollen weniger und dafür eine klarere Handlung, hätte ein wirklich schönes, spannendes und lustiges Theaterstück ergeben, fand ich. “Naja, Ingo wird’s schon machen”, dachte ich und meinte mit ‘Ingo’ den Regisseur Ingo Brückner. Der sah dann wohl doch einiges Potential in dem Stück, das mir entgangen war. Vertrauensvoll wartete ich ab, pinselte unterdessen die Kulissen für das Stück und ging erst einige Monate später in die fertige Vorstellung. Und da stellte sich heraus: Aus einem wirrigen, überladenen und in meinen Augen ziemlich blöden Stück, kann ein guter Regisseur trotzdem eine sehr nette und kurzweilige Aufführung machen, die den Zuschauern viel Spaß macht. Vor allem kann er den einfach gestrickten, schwarz-weiß-Charakteren eigene Persönlichkeiten geben und dazu kleine, witzige Szenen einbauen, die überdecken, dass alles etwas unnötig kompliziert ist. Unter den Titel “Wie Puck Weihnachten rettet” schrieb ich insgeheim als Untertitel: “Wie Ingo das Stück rettet”. Das aber nur mal unter uns.


AUFFÜHRUNG: Die Schulaula war voll mit vielen Kindern in den vorderen und einigen Eltern und Grundschullehrerinnen in den hinteren Reihen.  Vor der Aufführung war es laut und turbulent. Kinderstimmen lachten und riefen, immer wieder flitzten minderjährige Zuschauer durch den Saal und der geschlossene Vorhang übte eine ununterdrückbare Anziehungkraft aus. Was war dahinter? Konnte man einen Blick in die Zukunft werfen, wenn man den Vorhang nur mal ein Stückchen anhob und darunter blinzelte ...? Aber meistens rief ein Erwachsener mahnend den Namen, bevor in der Aufregung auch nur ein Fitzelchen der Bühnendekoration erblickt werden konnte. Wäre sowieso schwer gewesen, denn es lag hinter dem schweren Vorhang noch alles im Dunkeln.

Endlich ging es los.
(Damit ich nicht die ganze Geschichte erzählen muss und es sich damit überprüfen lässt, ob ich sie inzwischen verstanden habe, beschränke ich mich auf einige Bilder und erklärende Unterschriften. Außerdem wäre es sowieso blöd den gesamten Inhalt zu verraten.)

 


Der Fahrstuhlfüher Aufundab (Heinz Forschbach) entdeckt, dass der Fahrstuhl (Aula) versehentlich voller Kinder ist, wird aber sofort deren Liebling, als er ihnen erlaubt in seinem Fahrstuhl zu bleiben und mitzufahren. Dass die Kinder dabei schweben müssen, ist kein Problem, sie strecken einfach ihre Füße weit nach oben. Als die Aufzugtüren (Vorhang) aufgehen, befinden sich alle zuerst auf Wolke 19 und fahren später sogar weiter ins Weihnachtsland.



Die strafversetzten Elfen Mickie (Daniel Forschbach) und Puck (Anne Glasow) dürfen eigentlich gar nicht ins Weihnachtsland, fahren aber, versteckt zwischen den Kindern im Zuschauerraum von Wolke 19 aus heimlich mit. 


Bei Briefträger James Taube (Günter Sommer), der immer mit 007-Musik die Szene betritt, fliegen beim Ziehen des Hutes Federn durch die Gegend - wunderbar!



Immer wieder spielt die Szene im Fahrstuhl (Zuschauerraum) und bezieht die Kinder mit ein, die die beiden Elfen bereitwillig verstecken. Meistens wenigstens. Manchmal rufen auch einige Kinder: “Hier sind sie!”, weil sie zu Anfang noch nicht genau erkennen, dass der freche Elf zu den Guten gehört.



Der gestrenge Oberelf Thomasius (Volker Schumann) hält einen frechen Unterelf (Manuel Plewnia) am Kragen, der ein Weihnachtsplätzchen von Bäckermeister Schmeck (Thomas Dewitz) entwendet hat. (Da der Bäckermeister spitze Ohren hat, muss er auch ein Elf sein, ein Bäckerelf, was mir aber erst gerade beim Betrachten der Bilder auffällt.)



Das Sternenmädchen Funkelfein (Dorothee Brückner) hat einen Sprachfehler, verirrt sich ständig, ist total süß, aber ziemlich neben der Spur. Sehr witzig und viel sympathischer, als ein perfektes Sternenmädchen.




Das Sternenmädchen und der Oberelf erwarten den Briefträger.




Der freche Puck (rechts) hat einen Plan, ein Umstand, der dem ängstlichen Mickie (links) die Schweißtropfen auf die Stirn treibt.


Die Eisprinzessin (Silvia Andreotti) ist laut, gefährlich und furchteinflößend. Sie kippt den Inhalt der Weihnachtskiste über die Welt und ahnt nicht, dass der vorher ausgetauschte Inhalt inzwischen nochmal ausgetauscht wurde. Viele Zuschauerkinder wollen sie mit lautem “Nein!” davon abhalten, weil auch sie im Hin und Her der Geschichte nicht verstanden haben, dass es in diesem Fall gut ist, dass die böse Eisprinzessin den Inhalt ausschüttet.



Eiswind Sausebraus (Hanna Beuel) pustet Eiskristalle herum.



Puck (rechts) hat schon wieder eine Idee, die dem ängstlichen Mickie (links) die Schweißtropfen auf die Stirn treibt.



Der Weihnachtsengel (Dorothee Brückner) und drei niedliche Engel (Kyra Ludden, Maxi Schüler und Alexandra Herrmann) wundern sich, dass die Kinder laut verhindern wollen, dass der Inhalt der Kiste ausgeschüttet wird. Diesmal haben die Kinder aber Recht.



Die Eisprinzessin hat versehentlich, aber für den Verlauf des Stückes richtig, den falschen Inhalt der Kiste ausgeschüttet und wird unerwartet sentimental. Zaster-Elf (Manuel Plewnia), der immer ans Geld denkt und Flitz-Elf (Anna Jaster), der immer an die Zeit denkt, werden ebenfalls unerwartet sentimental.
 


Plötzlich ist alles gut, alle freuen sich und der freche Puck (“Cool, Alter!”) ist unerwartet ein Held.



Mickie und Puck freuen sich besonders, weil sie die Rettung gar nicht so geplant hatten. Eventuell haben auch sie bei dem Hin und Her den Überblick verloren, aber Hauptsache, es geht gut aus.



Mickie-Elf, Oberelf und Bäckermeister-Elf freuen sich ebenfalls über das glückliche Ende.



Zum Abschluß singen alle Darsteller sehr schön ein Weihnachtslied (wirklich!), live auf dem Klavier begleitet von Patricia Weber, die schon das ganze Stück sehr schön musikalisch passend untermalt hat.


SCHLUSSBEMERKUNG: Also ehrlich gesagt, habe ich dann doch einigermaßen verstanden, was wann in der Kiste war und wann es ausgeschüttet werden durfte und wann nicht. Es war aber trotzdem für viele Kinder zu kompliziert und nicht ganz nachvollziehbar. Das lag jedoch am überladenen Stück, nicht an der Inszenierung. Die sehr gute Regie hat viel wieder wettgemacht und eine kurzweilige, oft sehr lustige Vorführung daraus gemacht. Die Kinder im Zuschauerraum waren für eineinhalb Stunden gebannt, verfolgten das Spiel der lebendigen, souveränen Schaupieler, konnten oft mitmachen und hatten viel Spaß. Da war es ganz egal, ob der Überblick mal weg war, die Darsteller zeigten immer deutlich, ob alles gut lief oder ob es Probleme bei der Rettung des Weihnachtslandes gab.

Merksatz:  ‘Selbst aus einem mittelmäßigen Stück kann ein guter Regisseur noch was Gutes machen.’
Sollte der Regisseur mit dieser Truppe mal die Aufführung des Telefonbuches planen, werde ich vertrauensvoll Kulissen pinseln und fest mit einem kurzweiligen Theaterabend rechnen.

Der Erlös der Aufführungen (alle ausverkauft!) ging an die
“Hilfe für Tschernobyl geschädigte Kinder e.V.”.

Erftkultur- und andere
Theatertermine unter:
www.erftkultur.info

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