2.12.2003, Pantheon, Bonn

Mark Britton
Weihnachten in Britton

Die Show “Welcome to Britton” hatte ich inzwischen mehrfach gesehen. Wenige Wochen vor der Premiere der neuen Show wollte ich unbedingt mal beim kurzzeitig eingeschobenen Weihnachts-Special dabei sein, bei dem es im Schwerpunkt natürlich um die Weihnachtszeit ging.

Der vertraute “Welcome”-Schriftzug hing diesmal mit dicken Lametta-Bündeln geschmückt im Hintergrund der Bühne, und in der Ecke stand ein Weihnachtsbaum. Allerdings kein üblicher, sondern ein lausiges, kleines Ding, ohne Nadeln, schief gewachsen und dazu auch noch leicht schräg in einen dunkelgrünen Porzellanständer geschraubt. Gewürgt wurde das trockene Baumgerippe von einer mehrfach herumgeschlungenen, roten Kette, und ich freute mich schon beim Anblick des Baumes auf den wohl ebenso schrägen Abend.

So ganz ausführlich will ich gar nicht werden, denn das Weihnachts-Special war ein eingeschobenes Extra, das in diesem Falle auch genutzt wurde, um neben vertrauten, aber geänderten Szenen, neue Stücke für das nächste Programm zu testen. Eigentlich hatte ich mich darauf eingestellt, dass ich ein fast normales Programm in leicht weihnachtlichen Rahmen erleben würde, aber es war dann doch ziemlich anders. Vor allem fiel mir auf, dass Mark Britton in vielen Szenen noch näher am Leben war, genau beobachtet hatte, und beim Zuschauer immer wieder dieses “Die-Situation-kenne-ich”-Gefühl auslöste. Sei es, beim Einkauf in der Parfumerie einer arroganten Verkäuferin gegenüberzustehen, oder mit den Familienangehörigen einen üblichen Weihnachtsabend zu verbringen. Er schlüpfte in die verschiedenen Rollen und zeigte punktgenau wie es war. Supergut! Mit seiner freundlichen und offenen Art hatte er das Publikum schnell gewonnen, und die Atmosphäre wirkte, als wäre er eben mal vorbei gekommen, um den Leuten im Saal lachend zu berichten, was er erlebt hatte. Dabei sprang er aber auch immer zu anderen Punkten und schob ständig weitere kurze Stories ein, um schließlich wieder beim Ausgangspunkt zu landen. Sehr locker und kurzweilig! Zitat: “Viele Leute sagen, dass gebastelte Geschenke wertvoller sind, als gekaufte.” Kurze Pause, dann ein energisches: “Bullshit!!” und die Zuschauer lachten in eigenen Erinnerungen an gebastelte Gräuelgeschenke laut los und fühlten sich verstanden.

Seine Tierfilm-Dokumentation über Löwen fand ich superklasse und freue mich schon auf sein neues Programm, in dem sie regelmäßig zu sehen sein wird. Ich fühlte mich wie in Afrika, lachte mich fast schräg über seine unglaublich gute Darstellung eines aufschreckenden Gnus und kippte dann fast vom Stuhl, als er die Jagd der Löwinnen zeigte. Einfach klasse, wie er mit wenigen Bewegungen ganz genaue Darstellungen abgab und dann im richtigen Moment den Gag setzte.

Das Publikum musste bei der groß angelegten, modernen Weihnachtsgeschichte mitspielen und als Engels-Chor einsetzen, legte eine tolle Probe hin und versagte dann jämmerlich bei der Aufführung, Joseph (gespielt von Mark Britton) freute sich über Maria’s (gespielt von Mark Britton) Ankündigung über das zu erwartende Baby und fragte dabei leise und etwas zweifelnd: “Es ist meins?”. Die Hirten (gespielt von Mark Britton) stapften durch den Stall, die Könige (gespielt von Mark Britton) kamen hinterher, und ich muss eigentlich nicht erwähnen, dass auch alle Vierbeiner von ihm kurz pantomimisch skiziert wurden.

Es war sehr witzig, auch wenn es einige undeutlich erahnbare Pannen gab, die aber sofort überspielt wurden. Auch das Ende war nicht ganz deutlich zu erkennen, und das Publikum applaudierte etwas unsicher lieber nicht, um nichts von dem zu verpassen, was der zu lauter Musik herumspringende Künstler vielleicht noch von sich geben könnte. Es blieb ganz ruhig, die Musik wurde ausgeblendet und Mark Britton trat an den Bühnenrand. Er sagte lässig: “OK, als Zugabe...” und wurde sofort von lautem Gelächter und Applaus unterbrochen. Daraufhin grinste er: “Relax, liebe Engel! Hat er das mit Absicht gemacht, diese komische Stimmung am Ende der Show? Das werdet ihr nie erfahren!”

Nach zwei kurzen Zugaben ging er unter viel Applaus endgültig von der Bühne ab, und plötzlich begannen im Gestrüpp des kleinen, mickrigen Weihnachtsbaumes viele, winzige, bunte Lichter zu leuchten. Es sah richtig schön und weihnachtlich aus, und ich guckte ganz gerührt, weil es so unerwartet hübsch war.

Fazit: Ein sehr witziger und wirklich schöner Abend, der in mir große Vorfreude auf die neue Show geweckt hat. Mark Britton war ein Energiebündel, hatte scheinbar großen Spaß auf der Bühne und konnte das Publikum mit seinem Temperament und seiner offen Art mitreißen. Ein Besuch seiner Show ist wirklich sehr zu empfehlen!

Premiere “Welcome 2 Britton”  28.1.2004, Comedia, Köln

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