20.9.2001  St.Ursula Gymnasium, Brühl
moskitos 
Jetzt wird’s albern”

Nachdem ich manchmal mit einem ‘Marcus’ im Wise Guys Chat geplaudert hatte, buchte ich seine Kabarettgruppe die ‘moskitos’ für eine Feier im Mai 2001, ohne dass ich bis dahin irgendetwas von ihnen gesehen hatte. Blinddate mit vollem Risiko, sozusagen. Im schlimmsten Fall hätten sich meine Gäste noch jahrelang über meine Risikobereitschaft totlachen können, aber die moskitos legten los und waren ein witziger, kurzweiliger Programmpunkt, der sehr gut ankam. Häufige Frage unserer Gäste nach der Einlage: “Woher kennst du denn die tolle Kabarettgruppe?” “Aus dem Chat.” “Häh? Was ist das denn??” Woran man sieht, dass unsere Gäste zwar zum größten Teil künstlerisch interessiert, aber nicht alle auf dem neuesten Stand der Computertechnik waren.

Beim ersten abendfüllenden Programm der Gruppe war ich natürlich dabei. Starallüren hatten die fünf moskitos eindeutig noch nicht, denn Abendkasse und Kartenabriß wurden von ihnen mit eigener Hand und höchstpersönlich durchgeführt. Im leicht ansteigenden Hörsaal der Schule gab es eine kleine Bühne, praktische Klapptische vor jedem Sitz (ein prima Service für Berichteschreiber, die sich Notizen machen!) und schöne Musik. Das Programm begann, die Darsteller kamen aus der seitlichen Garderobentür, hinter mir ertönte ein freudiges: “Der Marcus!” und zur Starwars-Musik machten die moskitos eine Runde durch den Saal, landeten auf der Bühne und starteten die Zuschauer-Begrüßung mit persönlichem Handschlag. Das gab schon das erste Gekicher im Publikum. Weil es ihnen aber zu lange dauerte, wechselten sie zu einem ‘gruppendynamischen Kennenlernspiel’, warfen ein Wollknäuel durch den Raum und erfragten damit die Namen der Zuschauer. Das Knäuel rutschte unter die Sitze, mußte lange gesucht werden und ich befürchtete schon, dass das Spiel kein Ende finden würde, da kürzten die moskitos es ab, indem sie viele Knäuel ins Publikum warfen und die Zuschauer alleine weiterspielen ließen. Ein schöner Anfang, der das Publikum auch endlich zum Klatschen brachte. (Bis dahin traute sich keiner alleine loszulegen und es blieb so unsicher ruhig.)

Die moskitos-Truppe bestand aus zwei Mädeln (Christiane und Sandra) und drei Jungs (Marcus, Daniel und Johannes), die alle etwa Anfang 20 waren. Ich hatte übrigens vermutet, dass sie an ihrem ersten, langen Abend sehr nervös sein würden, sie wirkten aber gar nicht so, sondern eher, als ob sie das ganz oft machen würden. Während der ersten kurzen Umbauphase kam sogar noch ein Trupp Zuspätkommer in den Raum und das war dann schon fast so, wie im ‘richtigen’ Theater. *grins*

Nach dem Loriot-Klassiker “Das Ei”, der eine gute Einstimmung war, gab es Sketche und einige Improvisationen. Alles mit Energie und Spaß gespielt und mit vielen echten Lachern drin, weil die Situation, die Mimik oder der Satz so komisch war. Johannes sah mit seinem seltsamen Hut auch ohne Worte superwitzig aus! Die Improvisationen waren alle sehr gelungen und wirkten überhaupt nicht bemüht. Besonders das ABC-Spiel, bei dem in freier Improvisation beim Satzanfang der nächste Buchstabe des Alphabetes benutzt werden musste, machte großen Spaß. Ich überlegte immer blitzschnell welcher Buchstabe dran war und freute mich dann, wenn es auf der Bühne reibungslos klappte. Und was die für Ideen hatten! Bei ‘V’ mit “Finden Sie?” zu reagieren, wurde mit lautem Gelächter belohnt. Höhepunkt des ersten Teiles war aber die Puppenspieler-Improvisation. Zwei (nicht ganz) Freiwillige aus dem Publikum mussten die Bewegungen der Bühnenspieler aktiv steuern und es war ungeheuer komisch. Immer wieder jammerten die Akteure: “Ich kann nichts sehen!” und wenn ihnen der Kopf von den ununterbrochen hart arbeitenden Freiwilligen ‘zurechtgerückt’ wurde, strahlten sie ein begeistertes “Aaah!”. Marcus’ überraschter Ausruf, als er zu weit zur Seite gedreht wurde und ins Publikum blickte: “Ach, so viele Leute!” brachte Szenenapplaus. Schade nur, dass sie oft zu schnell weitersprachen und der Satz in den lauten Lachern nicht verstanden werden konnte. Ein bißchen mehr Zeit, um das vergnügte Publikum auslachen zu lassen, wäre da gut gewesen.

Ebenfalls sehr gut: Der ‘automatische Paßbildautomat’, auch wenn er längere Schweigepausen hatte (“Jetzt sagt er gar nichts mehr....”) und das Stück noch etwas gerafft werden könnte. Und sehr witzig und gut gebracht: Die Dolmetscher-Nummer. Aber auch die beiden Typen in der Straßenbahn, die Probleme mit der nächsten Haltestelle hatten, waren klasse. Und die beiden Mädel sowieso.

Am Schluß dann eine Sing- und Tanznummer mit buntem Disko-Lauflicht. Die bestach durch die nicht perfekten Bewegungen und war trotzdem erstaunlich gut. Machte großen Spaß und war ein schöner Schluß, der nochmal richtige Mitklatsch-Stimmung brachte. Es gab  großen Jubel und laute Zugaberufe. “Nochmaaaal!” Die moskitos tanzten und sangen nochmal, es gab echte Schweißperlen bei den Jungs und dann war unter viel Geklatsche und Gejohle Schluß.

Ein lohnender kurzweiliger Abend, der auch unseren Kindern wirklich Spaß gemacht hat. Die kurzen Umbauunterbrechungen ließen die Stimmung nicht abbrechen, sondern wurden mit sehr guter Musik zu netten Pausen, bei denen ich mich über die guten Hits freute und fast mitgesungen hätte, wenn es nicht glücklicherweise immer gerade dann im Programm weitergegangen wäre. Lob auch an die beiden Ton- und Lichtbetätiger, die sehr zuverlässig immer zum richtigen Zeitpunkt da waren. Gerne hätte ich noch mehr von den sehr guten Improvisationen der moskitos gesehen, auch wenn ich weiß, dass die anstrengend sind, denn sie waren für das Publikum äußerst witzig und spannend.

Ein bißchen kribbelig bin ich jetzt nur, weil ich immer noch nicht weiß, was dieser Mann angestellt hat, von dem immer wieder zwischendurch in Andeutungen geredet wurde. Ein ‘running gag’, der die Auflösung aber schuldig blieb. Mann, das macht mich sowas von nervös!! *grins*

Moskitos, weiter so! ‘It goes’ nicht nur, ‘it goes sogar very good’!

Homepage der moskitos:
www.diemoskitos.de

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Nachtrag: Im November 2001 wechselte die Zusammensetzung der Gruppe, nicht aber die Spielfreude und die Qualität, wie ich beim Auftritt in Erftstadt-Blessem feststellen konnte..
Von links nach rechts: Marcus, Christiane, Melanie, Daniel