Seite 3:  Ich baue einen Grillplatz   Woche 11-15

WOCHE 11
4. September 2005
Am Wochenanfang kommt die Lieferung von 2 Tonnen Klinker und Basaltsteinen und 1,3 Tonnen Split. Sie werden mit einem Kranausleger auf dem Zugangsweg zum Haus abgestellt, was mir einen Teil der Schlepperei erspart und den schmalen Weg so zubaut, dass ich vor Besuchern geschützt bin. Nur wer sich riskant über das Geländer hangelt, kommt bis zur Haustür. Ich wähle Dirk Bach zum persönlichen Helfer und ziehe das T-Shirt mit seinem Konterfei an. Mit ihm zusammen macht es gleich mehr Spaß! Schön, wenn man nicht alleine arbeiten muss. Der August zeigt sich nun doch mal von seiner Sommerseite und lässt heiße Sonne scheinen. Steine schleppen macht mehr Spaß als Kies schleppen. Ehrlich. Das Ergebnis ist schneller zu sehen und der Steinhügel auf dem Grillplatz wächst sichtlich an. Anstrengend ist es trotzdem.

Bei jedem Weg keuche ich unter knalliger Sonne am Kaninchengehege vorbei, wo diese lang ausgestreckt im Schatten liegen und mich schläfrig mümmelnd beobachten. Das finde ich total blöde. Auch wenn es Kaninchen sind. Ich werfe ich ihnen etwas Körnerfutter mit Schwung ins Freigehe und rufe mit scheinbar netter Stimme: “Guckt mal, lecker, lecker!”, nur damit sie aufspringen und suchend herumhoppeln müssen. Sollen ruhig was tun für ihr Futter. Etwas später mümmeln sie zufrieden und noch schläfriger, lang ausgestreckt im Schatten vor sich hin, während ich an ihnen vorbei keuche.

Nach zwei Stunden Schlepperei ist Dirk völlig verschwitzt und ich brauche auch eine Pause. Die ist aber nur kurz, denn insgeheim befürchte ich, dass der Zugangsweg nicht für abgestellte Steine gedacht ist. Wenn der abrutscht und eventuell das Haus neu abgestützt werden muss, wird das ein teurer Grillplatz. Die Panik treibt mich wieder an die Arbeit.

Weil Dirk noch nass geschwitzt ist, wähle ich mir eine neue Hilfe und ziehe ein T-Shirt an, auf dem die Wise Guys abgebildet sind. Ferenc hat zwar genau an diesem Tag Geburtstag, aber es ist doch gar nicht so schlecht dann mit mir zusammen Steine zum Grillplatz zu tragen. Origineller als am Kaffeetisch in Kerzen zu blinzeln und Kuchen zu essen, oder? Und wenn ich genau überlege, trage ich die Steine UND Ferenc. Ganz abgesehen von den anderen vier Wise Guys. Um es mal klar zu sagen: Langes Schleppen von schweren Steinen unter heißer Sonnenbestrahlung gibt die seltsamsten Gedanken frei. Ich gehe kurz durch, wer alles noch auf T-Shirts in meinem Schrank liegt und - da ich bunte T-Shirts liebe - werde ich noch einige andere Leute zur Hilfe herbeiziehen können.

Schon zwei Tage später liegen oben am Grillplatz sauber gestapelt alle Klinker und wild durcheinander gewürfelt das 1000er-Basaltstein-Puzzle. Zusammengesetzt ergeben die Basaltsteine einen gepflasterten Kreis von etwa 3 Metern Durchmesser, aber ich habe weder einen Verlegeplan, noch eine unauffällige Nummerierung der Einzelteile auf ihrer Rückseite. Auch das ist wieder typisch für mich: Anstatt einen genormten, vorgefertigten Betonteilekreis zu bestellen, der auf jeden Fall passt und idiotensicher ist, will ich alles unbedingt mit völlig schräg behauenen Steinen in komplett unterschiedlichen Formen selber machen. Das Leben könnte so einfach sein - wenn ich mich nicht immer einmischen würde!

Dafür nimmt die/das überdachte Sitzgelegenheit/Bushaltestelle/Haus weitere Formen und weitere Farbe an und wird ab sofort “Laube” genannt. “Sieht aus wie vom Profi”, kommentiert mein Sohn, “Könnte von mir sein”, mein Gatte, was in beiden Fällen ein Lob bedeutet.


Die Farbe, die nach einer Stunde im Sprühnebel der Farbspritzpistole überall in der Gegend und auf mir verteilt ist, geht übrigens unter der Dusche gut ab. Ich vertraue darauf, dass die Farbe demnächst einen Unterschied zwischen Dusche und Regen macht.



Am Ende der Woche beginne ich mit dem Pflasterkreis-Puzzle. Der Anfang sieht gut aus, aber die Arbeit erweist sich als nicht ganz einfach. War ja klar. Aber ich will eben unbedingt einen Pflasterkreis haben. Wann, wenn nicht jetzt? Auf die Einweihungsparty sollte ich weder Schreiner, noch Pflasterer einladen, weil die große Gefahr von nicht zu stoppenden und partystörenden Lachanfällen bestände. Aber egal, es ist alles mit Liebe zusammengeklopft.





WOCHE 12
11. September 2005
Was klasse ist: Ich habe durch die Schlepperei gute Muskeln bekommen. Zumindestens oben an den Oberarmen sind die richtig zu sehen. Unten an den Oberarmen sieht das auch nach Muskeln aus, da sind das aber keine, sondern alles ist ziemlich schlapp. Wie nennt man eigentlich die Unterseite der Oberarme? Untere Oberarme? UNTERarme sind auf jeden Fall was anderes. Na, egal. Die Unterarme sind jedenfalls sowohl oben als auch unten muskulös und sehnig, die Oberarme sind oben gut aufgebaut, dafür unten eher peinlich.
Ich habe eine Weile überlegt, warum die oberen Oberarmuskeln bei mir ziemlich gut ausgebildet und die unteren eher mickrig sind und bin auf die Lösung gekommen: Weil ich alles nach OBEN trage, sind natürlich die oberen Muskeln gefordert. Beim nach UNTEN tragen, straffen sich dann die unteren Muskeln. Weil ich meinen Grillplatz aber nicht mehr abbauen werde, muss ich wohl mit dem verkorksten Muskelaufbau leben. Wird dann wohl nichts mit “Miss Bodybuild World”. Aber eingeölt, mit verhärmtem Männergesicht und Sixpacks statt Brust irgendwelche doofen Verrenkungen zu machen, da hätte ich sowieso keine Lust drauf gehabt.

Einen ganzen Tag lang glätte ich Kies und Split und lege mühsam dicke Betonplatten auf den Boden der Laube. Es ist alles logisch und sieht immer so einfach aus, wenn ich Anleitungen für das Verlegen von Bodenplatten sehe. Alles feststampfen, glatt abziehen und Platten drauflegen, die dann folgerichtig alle in einer Höhe liegen. Bei mir stehen die trotzdem manchmal an einer Ecke einen Millimeter oder sogar zwei höher als die Nebenplatte, was offiziell gar nicht passieren dürfte. Wenn es besonders schlimm ist, hole ich die Platte wieder raus und versuche es erneut, in leichten Fällen beschließe ich, dass die Unregelmäßigkeiten Charme haben und das Bild auflockern. Am Abend sind nur noch die Ränder rechts, links und hinten frei, für die ich am nächsten Tag Platten mit dem Trennschleifer kürzen muss. Ich sinke mit noch mehr neu aufgebauten Muskeln in den Armen und sehr müden Schultern ins Bett. Mitten in der Nacht wache ich schlagartig auf und überlege, ob es mehr Arbeit macht die Randplatten für drei Seitenränder passend zu schneiden, oder alles neu zu verlegen und dabei links sofort mit einer ganzen Platte zu beginnen. Damit müsste ich nachher nur zwei Ränder beschneiden. Also alles wieder raus? Wäre ja schön blöd! Während ich im Bett liege und noch so tue, als ob ich mir das überlege, weiß ich eigentlich schon, dass ich nochmal neu verlegen werde. Och, Menno. Wenn ich vorher mal besser überlegen würde, würde mir sowas nicht immer wieder passieren.

Am nächsten Tag hebe ich alle Platten aus dem Splitbett und fange von vorne an. Es geht erstaunlich schnell - nach nur zwei Stunden liegen wieder alle um 12 Zentimeter nach links versetzt. Die Randplatten müssen am Schluß passend gekürzt und zugeschnitten werden. Der ausgeliehene Winkelschleifer ist sauschwer, ohrenbetäubend laut, sprüht Funken und versucht ab und zu nach hinten abzuhauen, um mein dort wartendes Bein zu kürzen. Da wäre er wahrscheinlich schneller als bei der Betonplatte durch, aber ich halte ihn gnadenlos fest, so dass er sich durch den langweiligen Beton wühlen muss. Schon beim Bearbeiten der ersten Platte bin ich froh, dass ich durch das erneute Verlegen 6 Zuschnitte eingespart habe. Boah, ist das anstrengend!   


Endlich habe ich auch mal eine Schutzbrille auf, denn kleine Betonbröckchen, die mit etwa 120 Stundenkilometern in mein Gesicht knallen, ab und zu noch rot glühend, sind mir dann doch zu gefährlich. Und was ich schon immer wusste, bestätigt sich:

Schutzbrillen sehen scheiße aus!


Was ich vorher nicht wusste, was aber jetzt auch eindeutig zu sehen ist: Pflastern und Betonplatten verlegen gehört nicht zu den Sachen, die ich beruflich machen sollte. Es macht mir Spaß, aber das Ergebnis sieht auch etwas spaßig aus. Nicht wirklich schlimm, es ist ganz OK ... wenn man leichte Bodenwellen mag.

Obwohl die Tage heiß und sonnig sind, nähert sich der Sommer seinem Ende. Es ist manchmal fast unwirklich: Die Sonne scheint knallig, und um mich herum segeln sacht die gelben Blätter von den Kirschbäumen nieder und landen sanft auf den noch unfertigen Pflastersteinrunden. Welke Blätter auf welligen, krummen Steinen, das hat einen morbiden Charme, der die Vergänglichkeit des Lebens zeigt. Da seh ich ja jetzt schon vor mir, wie mein Grillplatz später mal aussehen wird. Ein paar hölzerne Ruinenreste ragen von Brennesseln umgeben in die Höhe, krumme, halb versunkene und von Gras überwucherte Pflastersteine sind so gerade noch zu erkennen, und ganz am Rand ein umgestürzter Betonkasten, der mal ein Grill gewesen sein könnte und um den sich jetzt dornige Brombeerranken winden. Ein paar Schmetterlinge flattern lautlos durch die Szene, in der Ferne singt ein Vogel. Es ist Einsamkeit zu spüren, eine fast verwunschene Atmosphäre. Und ein Kind steht am Rande, schaut sich alles mit großen Augen an und fragt den Mann neben sich verwundert: “Was ist das?” “Ach,” antwortet dann mein Sohn: “Hier hat deine Oma mal versucht einen Grillplatz zu bauen, aber ich habe gleich gedacht, dass das Haus schnell einstürzt und auch der Rest nicht lange halten wird!” 



WOCHE 13
18. September 2005
Über ebay bekomme ich einen schönen, großen Tisch, der den gleichen unregelmäßigen Charme wie mein Pflasterkreis hat und wunderbar in die Laube passt. Jetzt fehlen nur noch einige Stühle. Bis zur ersten Grillwurst dauert es zwar noch, aber Kaffee und Tee, gemütlich in der Laube an einem Tisch zu sich genommen, sind jetzt schon drin. Allerdings stehend.

Mein Pflastersteinkreis wird langsam größer, und nachdem ich von der Vorstellung der perfekt gleichmäßigen Höhe schnell abgekommen bin, klopfe ich die leichten Wellen ungehemmt und mit Begeisterung hinein. Ich könnte es ja als gewollt erklären, als versteinerte Impressionen von Dünen am Meer oder als Erinnerung an das kleine Wellenmuster am Sandstrand, wenn bei Ebbe das Wasser weg ist. Hört sich alles schöner an als Unfähigkeit.


Aber nein, so richtig schlimm ist es auch nicht. Ich verliere so nah darübergebeugt nur einfach den Blick für das Ganze. Was aus der Nähe gerade und passend aussieht, erweist sich aus der Ferne manchmal als etwas zu hoch oder zu tief. Ich sehe dann, dass es an einer Seite auffällig abfällt oder irgendwo ein sanfter Hügel entstanden ist und versuche zu korrigieren. Zum Glück stehe ich ja nicht so auf viereckige Perfektion mit Gartenzwergen, sondern das darf später alles aussehen, als ob es schon seit hundert Jahren dort wäre und eben wieder entdeckt wurde. In diesem Sinne pflastere ich dann doch wieder perfekt.

Auf jeden Fall hat sich meine Meinung über Pflasterer geändert. Vorher dachte ich: “Tja, glatt machen, Steine drauf - fertig.” Heute staune ich über jede viereckig mit Betonplatten belegte Garagenauffahrt, bewundere gewundene Zugangswege und laufe mit leuchtenden Augen über grau gepflasterte, große Plätze. Hat mal jemand die wunderbare Gleichmäßigkeit, das perfekte Ineinandergreifen der grauen Doppel-T-Verbundstücke und die Sinnlichkeit in der leichten Absenkung zur Straßenausfahrt auf Aldi-Parkplätzen bemerkt? Ich schon! Manchmal würde ich am liebsten irgendwo klingeln und einen Pflaster-Oscar verleihen. “Hier! Für Ihre Granitsteinterrasse!” oder “Herzlichen Glückwunsch! Ein Oscar für Ihre gleichmäßige Fugenbreite!”

Nach der Sommerpause gehen nun meine anderen Arbeiten, Konzertbesuche und diverse regelmäßige Kurse wieder los, so dass ich jetzt deutlich weniger Zeit für meinen Grillplatz finde. Außerdem wird das Wetter schlechter. Die Einweihungsparty kann also definitiv erst im nächsten Jahr stattfinden, denn so reizvoll ich eine Grilleinladung im Dezember auch finde, könnte es doch die Stimmung beeinflußen, wenn alle frierend und bibbernd einen engen Kreis um den Grill bilden, leise mit den Zähnen klappern und versuchen sich die klammen Finger an den heißen Grillwürstchen zu wärmen.


Vielleicht hätte ich doch bei einem dieser Sender anrufen sollen, dessen Renovier- und Umgestaltungsteam mit fünf Leuten angerückt wäre und mir den Grillplatz in sechs Stunden fertig gestellt hätte. Im Stil von Hawaii mit Fototapete am Kirschbaum oder als Sandstrand mit Bar und Bowlingbahn. Das kann man sich dann ja nicht immer aussuchen. Vielleicht sogar im Senderahmen eines Nachbarschafts-Wettstreites. Dann hätte der Rasenmäher-Man meinen Grillplatz mit Rollrasen und exakt ausgerichteten Reihen von Fleißiges-Lieschen-Pflanzen gestaltet, während ich ihm in der gleichen Zeit seine Rasenstücke mit Betonplatten belegt und den Rasenmäher als Skulptur in Zement eingegossen hätte.

Mal sehen, wie lange ich noch am Grillplatz arbeiten kann. Es wäre ja schön, wenn fast alle Pflastersteine verlegt und die ersten Pflanzen eingesetzt wären, bevor ich in die Winterpause gehe. Aber vielleicht ist es auch reizvoll zu erfahren, wie ich bei Bodenfrost - schon mit einer leichten Schneeschicht bedeckt - stundenlang auf den Knien liege und mit heftigen Hammerschlägen versuche einen etwas zu hoch stehenden Pflasterstein in den tiefgefrorenen Boden zu klopfen.




WOCHE 14
25. September 2005
Ich kann einfach nicht widerstehen und grabe meine große, im Garten sinnlos quer durch die Büsche rankende Weinpflanze aus und pflanze sie an der Laube ein. Wäre im Herbst natürlich besser gewesen, aber ich finde plötzlich, es ist genau der richtige Zeitpunkt. Nicht aus gärtnerischen Gesichtspunkten, sondern eher aus dekorativen. Und weil die Sonne so schön scheint und ich so gute Laune habe. Außerdem fängt der offizielle Herbst in dieser Woche an.

Leider muss ich die vielen langen Austriebe stark kürzen, weil sie in die unmöglichsten Richtungen abstehen und sich nicht brav am Holz hochbinden lassen wollen, aber die Pflanze wird im nächsten Frühjahr umso stärker austreiben. Wenn sie es überlebt.

Dann mache ich sofort etwas, was Leute, die mich kennen, nicht sehr wundert: Ich hole mir zwei nette Büschel Plastiktrauben und binde sie zwischen den echten Trauben an. Muss ich ja keinem verraten und sieht toll aus. Wahrscheinlich kommen im nächsten Jahr noch zwei Bananen und eine Möhre dazu, um Besucher vollends zu verwirren.


 


Für die Rätselrater:
Welche der Trauben sind echt?



Für die Wissenwoller:
Die beiden großen in der Mitte.
(War jetzt ein bißchen schnell in der Auflösung, was? Tja, Pech. Kann ich jetzt auch nicht mehr ändern.)

 

 



Außerdem kaufe ich nette, kleine Glaskugelstäbe und stecke sie in die kahle Erde. Jetzt lohnt es sich wenigstens mal untätig in der Laube zu sitzen, in den Sonnenuntergang zu schauen und über die leuchtenden Farben der Glaskugeln zu staunen.


Weil ich zu Beginn der Rodungsarbeiten noch nicht genau wusste, wo und wie ich den gepflasterten Bereich anlege, habe ich einfach mal gekauft, was mir gut gefällt: Eine Tonne Basaltsteine und eine Tonne holländische Klinker. Dazu gibt es die alten, grauen Betonplatten vom Nachbarn und von meinem Vater einen anderen Rest Terrassensteine mit hellen, kleinen Kieselsteinen drin. Zusätzlich finden wir im Basaltsteinsack einige fehlverpackte, glitzernd weiße Granitsteine, die natürlich auch im Bodenbelag untergebracht werden sollen. Ein wunderbarer Form- und Materialmix, der jeden diplomierten Terrassen-Designer zum Heulen bringen würde. Mich nicht. Wie ich den runden Basaltkreis mal an die viereckigen Klinker anschließen kann, ist mir lange nicht klar, aber in solchen Fällen arbeite ich einfach los und weiß, dass die Lösung kommt. Und siehe da, kaum ist der Kreis fast fertig, weiß ich, wie es weitergeht. Ist doch toll, wenn es für den Erbauer selber so spannend bleibt und ständig neue Überraschungen warten. Ich bin jetzt schon gespannt, wie ich mal den Grill einbauen werde!

Die holländischen Klinker kommen vom deutschen Niederrhein, sind für die Verklinkerung von Hauswänden gedacht und erweisen sich als Glücksgriff. Handgeformt, leicht unterschiedlich groß, in verschiedenen Rottönen gefärbt und mit krummen Oberflächen und gebrochenen Kanten versehen, passen sie in ihrer Unvollkommenheit perfekt zum Basaltkreis.


Wenn der Boden fertig verlegt ist, wird er wirken, als wäre er schon mindestens 50 Jahre alt und hätte mehrere frostige Winter überstanden. Wie romantisch! Was wäre dagegen eine perfekte, völlig gleichmäßige Marmorterrasse? Langweilig. Außerdem wurden ja extra die Papp-Bierdeckel erfunden, um sie unter wackelnde Stuhlbeine zu legen.



WOCHE 15
2. Oktober 2005
Der Umgang mit dem Hammer ist mir inzwischen völlig vertraut. Ich schlage hemmungslos zu und muss gar nicht mehr genau hinsehen, weil ich mit dem Werkzeug eine Einheit geworden bin, die fast automatisiert, aber millimetergenau arbeitet. Promt schlage ich mir beim Steinefestklopfen zweimal nacheinander mit dem Hammer auf die linke Hand. Es tut gar nicht so sehr weh, sieht aber ganz gut aus. Ein bißchen wie Unfallschminke beim 1.-Hilfe-Kurs, aber in echt. Außerdem schmiert das Blut dramatisch mein Schlagholz voll und in der Wunde kleben sich beim Weiterarbeiten die Sand- und Splitkörner fest. Ich bin ziemlich stolz. Endlich sieht man mal, was für gefährliche Arbeiten ich täglich durchführe. Bei Fragen nach den Verletzungen sollte ich aber lieber etwas von “Kreissäge...” murmeln, denn “Hammer” wirkt in diesem Zusammenhang eher blöd.

 

Der gepflasterte Bereich wächst - aber nur langsam. Ich muss immer zuerst Kies aufschütten, dann Split und am Schluß die passenden Basalt-Steine für die Eckbereiche finden. Da bin ich manchmal eine Stunde lang beschäftigt und habe dann eine Stelle von 40 mal 50 cm geschafft. Aber immerhin. Außerdem macht es immer noch Spaß, und wenn ich mich auf der Baustelle umblicke, weiß ich, dass ich noch länger Spaß haben werde.


Komplett überflüssig, sehr sinnlos und trotzdem total nett ist der neue Grillplatzbewohner, den ich auf einem Flohmarkt geholt habe. Er saß dort auf einer Bank und war so konzentriert in sein Buch vertieft, dass ich ihn sofort mochte. Ich überlegte kurz, was er mit meinem Grillplatz zu tun hat, kam auf die Erklärung: “Gar nichts” und fragte nach dem Preis. Der lag so weit unter meinen Erwartungen, dass ich gar nicht anders konnte.
 


So richtig seriös wird also auch dieses Projekt von mir nicht. Ein Wolf ohne die drei kleinen Schweinchen als Windrichtungsanzeiger, ein buchstabierender Pinocchio in der Laubenecke und Plastik-Weintrauben am Spalier.... Es ist alles Geschmackssache. Manche Leute haben eben keinen. Obwohl: So lange ich noch Freunde habe, die so was sehen und ein freudiges Glitzern in die Augen kriegen, geht’s mir doch gut.


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