Seite 4:  Ich baue einen Grillplatz   Woche 16-19

WOCHE 16
9. Oktober 2005
So richtig am Grillplatz arbeiten kann ich in dieser Woche nicht, weil ich zehn Tage lang durch die schottischen Highlands fahre. Natürlich vergesse ich auch dort nicht die Planungen zur Dekoration und Beflanzung der Grillecke. Eigentlich könnte ich ja behaupten, ich fahre nur nach Schottland, um vor Ort Gegenstände für den Grillplatz zu besorgen. Das käme zwar schön durchgedreht an, wäre jedoch nicht ganz wahr. Hin und wieder schleppe ich aber runde Steine aus Flüssen und kantige von Bergen zum Auto, nehme ein wenig Heidekraut und einige Rhododendron-Stecklinge mit und kaufe sogar im Visitor Center von Glencoe eine echte Glencoe-Eiche. Sie ist noch klein, erst etwa 50 cm groß, aber wenn es ihr in meiner Grillecke gefällt, wird sie schon wachsen. Alles wird in meinen “Scottish Corner” neben der Laube kommen, der so schottisch wie möglich aussehen und mich an mein liebstes Urlaubsziel erinnern soll. Leider musste ich auf eine der typischen Steinmauern verzichten, bei deren Verladung ins Auto meine Familie wohl protestiert hätte. Die Autoachsen vermutlich auch. Nicht zu vergessen die Schotten. Zu schade, dass ich oben in meinem Garten keinen Wasserfall und gluckerndes Moor anlegen kann, dann wäre es erst richtig authentisch.

 

WOCHE 17 
16. Oktober 2005
Obwohl ich erst Mitte der Woche wieder zu Hause bin, lege ich sofort mit der Arbeit am Grillplatz los. Das liegt aber eher daran, weil ich Angst habe, die aus Schottland mitgebrachten Pflanzen würden eine weitere Woche in der Plastik-Einkaufstüte nicht überstehen. Weil eine kompakte Steinmauer als Souvenir ja nicht möglich war, plane ich eine Art Erdwall mit grüner Hecke, Steinen und Heidekraut. Dazwischen dann die Glencoe-Eiche und am Rand den Rhododendron. Auf vier Quadratmetern neben der Laube also eine Zusammenfasung von Schottlands Natur. Kann natürlich nur annäherungsweise klappen.

Kleine Geschichte am Rande: In frühen Jugendjahren las ich in meinen spannenden Kinderbüchern manchmal etwas von Pflanzen, die “Ro-DOOH-den-DROOHN” hießen. Erst Jahre später erfuhr ich, dass man die Silben anders betont und es Ro-do-DENNN-dron heißt.
Ehrlich gesagt, finde ich Ro-DOOH-den-DROOHN bis heute passender. Könnte aber auch an der frühen Lernphase liegen.


Die Mitte der schottischen Ecke soll mal gepflastert werden, aber heller Kies, begrenzt von Klinkersteinen, würde optisch auch passen. Na, mal sehen. Ich baue erstmal die Hauptfläche fertig und gucke dann, welche Steine ich eventuell noch für andere Flächen zur Verfügung habe. Noch liegen recht viele Basaltsteine und Klinker herum, und ich kann überhaupt nicht abschätzen, wie lange die reichen. Irgendwie muss ich ja auch noch einen etwa 3 Meter langen Weg mit Treppenstufen vom Ende meiner vorhandenen Gartentreppe bis zum Grillplatz bauen. Aber - regelmäßige Leser werden es ahnen - ich weiß überhaupt noch nicht wie der mal aussehen soll, wo der lang führt und wie ich den befestigen werde. Aber ich habe ja noch vier dicke Säcke mit Zement, die dabei sicher Verwendung finden können. Wäre auch schön, wenn die mal vom regensicheren Tisch im Hof geräumt werden könnten, damit ich den auch mal wieder nutzen kann.   

Die gepflasterte Fläche vor der Laube wird immer größer und man erkennt immer deutlicher, dass ich leichte Hügel und Täler gepflastert habe. Je mehr angeblich ebene Fläche entsteht, desto stärker fällt auf, wo sie NICHT eben ist. Auf Fotos ist das übrigens nicht so gut zu erkennen, wie mit eigenen Augen.


Bei genauem Betrachten habe ich sogar den Eindruck, als hätte ich Steine auf eine größere Moorfläche gelegt, die leicht in der Mitte nachgegeben hat und darum jetzt am Rand etwas erhöht ist. Vielleicht habe ich ja bisher unentdecktes Moor im Garten, ausgerechnet unter der Fläche, die ich pflastern musste, und kann gar nichts für das Ergebnis?! Wäre auf jeden Fall eine Theorie, die ich im Kopf behalten sollte. Außerdem würde eine Moorfläche, selbst wenn sie überpflastert wäre, ja ziemlich gut zur schottischen Ecke passen.


Meine Kondition hat allerdings in den zehn Urlaubstagen sehr gelitten und ich befürchte, dass sich auch die ersten Muskelfasern wieder unauffällig verziehen wollen. Ich fange gerade noch rechtzeitig wieder mit der Schlepperei an. Dreimal Split nach oben getragen und ich keuche fast wie ein Anfänger. Mist! Ich hätte mir nach Schottland zwei Eimer voll Split und meine Arbeitshandschuhe mitnehmen sollen. Dann hätte ich die netten Wanderungen auf die Berge mit je einem vollen Eimer rechts und links machen können, dabei Landschaft geguckt und gleichzeitig am Muskel- und Konditionsaufbau gearbeitet. Die Schafe hätten das sicher akzeptiert. Denen scheint es sowieso ziemlich egal zu sein, was man so mit sich rumschleppt. Andererseits wollte ich ja mal was anderes machen und mich erholen, und da sind Berge ohne schwere Eimer natürlich viel angenehmer und gerade für mich mal was ganz Neues.

Seitdem ich übrigens einen Teil der Laube vor vier Wochen mit einer blauen Plane regensicher abgedeckt habe, scheint die Sonne. Hätte ich das gewußt, hätte ich sie schon im Juli abgedeckt und wir hätten einen tollen Sommer gehabt. Die Plane passt farblich perfekt zum knalleblauen Himmel. Es macht richtig Spaß Mitte Oktober draußen im T-Shirt zu arbeiten!





WOCHE 18  
23. Oktober 2005
Leider schaffe ich in der ganzen Woche fast nichts am Grillplatz.


Das liegt aber nicht an meiner Bequemlichkeit, sondern an den vielen Terminen, die in meinem Kalender stehen. Und wenn ICH von vielen Terminen spreche, dann SIND das viele. Von Montag bis Freitag, also verteilt auf fünf Tage, habe ich zwei Arbeitsbesprechungen in Köln, eine gefilmte Mark Britton Premiere, eine Kurt Krömer Show, einen Englischkurs, zwei Nachmittage mit etwas Filmerei, eine Pressekonferenz für ‘Cover me’, eine Lehrerbesprechung bezüglich einiger Schulnoten, ein Wise Guys Konzert, noch ein Wise Guys Konzert, lese zwei Asterixhefte in englisch, fahre ein Kaninchen zum Tierarzt und behandle es danach täglich, hole zwei neue Meerschweinchen im Tierheim ab, zeichne drei kleine Illustrationen, spüle zwischendurch, koche, kaufe ein, wasche Wäsche, fege die Küche und unterhalte mich (viel zu wenig) mit meinen Kindern. Meinen Gatten treffe ich nur hin und wieder auf Veranstaltungen und beim morgendlichen Kaffee. Außerdem schlafe ich wenig und gähne zum Ausgleich viel. Zum Glück habe ich in der ganzen Woche viel Spaß, erlebe schöne Sachen und lache viel, so dass es bei allem Terminstress doch eine sehr, sehr gute Woche ist. Das würden mir fremde Leute, die mich zwischendurch blass und mit dunklen Augenringen versehen antreffen, allerdings nicht unbedingt glauben. “So sieht man aus, wenn man eine spaßige Woche hatte?? Na, Danke!”

Und als hätte ich nicht genug, wähle ich sogar noch zwischen einer dringend nötigen Pause auf dem Sofa und dem pflichtbewußten Muskelaufbauprogramm den anstrengenderen Teil und trage 12 Eimer Kies und den Rest vom Split zum Grillplatz hoch, damit dort nicht der komplette Baustopp eintritt. Der Kiesberg vor dem Haus sieht inzwischen angenehm klein und fast übersehbar aus, und der Split ist komplett vom Zugangsweg verschwunden und befindet sich jetzt als kleiner Hügel in der Mitte des Grillplatzes. Leider befürchte ich bei kritischem Hinsehen, dass der Splithügel für die noch geplante Verlegerei nicht ausreichen wird und ich noch mehr davon brauche. Na, wie schön, versuche ich mich zu freuen. Da kann ich auch demnächst noch was für den Muskelaufbau tun.

Dass ich also am Samstag fünf Minuten nutze, um mal den Liegestuhl am überraschend sonnigen Grillplatz zu testen und mich einfach nicht überreden kann, so richtig mit dem Steineklopfen loszulegen, ist vielleicht für manchen Betrachter unverständlich, aber genau das, was ich brauche. Ich gucke dazu gezielt auf die fast fertigen Bereiche und kann mich beruhigt zurück lehnen. “Ist ja kaum noch was zu tun.”


Man nennt sowas auch ‘selektive Wahrnehmung’. Es beruhigt ungemein. Man darf sich danach nur nicht weiter umgucken....





 

WOCHE 19 - AKTUELL
30. Oktober 2005
Immer noch habe ich viel zu wenig Zeit für den Grillplatz, was besonders ärgerlich ist, weil das Wetter so schön ist. Jetzt aber greift der Druck der wöchentlichen Berichte. Ich MUSS an die Baustelle, damit ich nicht schon wieder entschuldigend schreiben muss, dass ich nichts geschafft habe, weil ich immer woanders unterwegs war.

Eigentlich wollte ich zuerst den Pflastersteinkreis beenden, was ja auch sinnvoll wäre, aber diese Arbeit ist so langwierig, dass ich da nach mehreren Stunden Aktivität nur ein lächerliches Ergebnisse vorzeigen könnte. Das wäre blöde. Auch 100 Kilo Kies eimerweise den Berg hochzuschleppen brächte optisch eine eher kümmerliche Ausbeute. Aber der zukünftige Standplatz für den großen Grill ist ja noch da. Da kann ich loslegen und relativ schnell Ergebnisse sehen. Ich entferne die an dieser Stelle abgestellten Steine, Bretter und Plastiksäcke, was schon nach 10 Minuten einen deutlich sichtbaren Unterschied ergibt. Aber dann wird’s wieder langwieriger. Vor einigen Wochen habe ich dort mal ein kleines Fundament aus Zement gemacht, das ich in der Höhe natürlich schon auf das geplante Endziel angelegt habe. Jetzt liegt das allgemeine Niveau etwa 10 Zentimeter höher. Irgendetwas in meiner Planung muss schief gegangen sein. Aber egal.

Ich überlege kurz, ob eine überraschend nach unten führende Treppenstufe unmittelbar vor dem Grill vergleichsweise viele Partybesucher überraschend auf den glühenden Rost stolpern lässt und entscheide mich dann endgültig dafür, den Grillstellplatz durch eine Kiesaufschüttung auf die gleiche Höhe wie die restliche Fläche zu bringen. Um die Gefahrenzone deutlich zu kennzeichnen, verlege ich dort wieder Betonplatten. Wer später den dicken Grill übersieht, stockt vielleicht beim Betrachten des Bodens und merkt: Huch, hier ist etwas anders! Außerdem traue ich den Betonplatten mehr Stabilität zu.

Während ich arbeite, entdeckt mich vom Nachbargarten aus eine Katze. Sie heißt bei uns ‘Erzählkatze’, weil sie nachts durch unseren Garten geht und dabei laut jammernd erzählt. Ich werde zwar immer davon wach, höre es aber trotzdem gerne. “Hallo, Erzählkatze!” rufe ich ihr freundlich zu. Wie angewurzelt bleibt sie stehen und beobachtet mich aus großen Augen. Sie hat die Eigenschaft nur unbeobachtet in voller Lautstärke zu quatschen und ansonsten so zu tun, als ob sie stumm und fast bewegungslos wäre. Ich arbeite weiter, und nach einer Weile setzt sie sich langsam hin und starrt mich dabei weiter ungerührt an. Als ich einige Zeit später zu ihr blicke, liegt sie lang hingestreckt im Gras, lässt sich die Sonne auf den Bauch scheinen, beobachtet mich aber immer noch mit großen, grünen Augen und unbewegter Miene. Ich erwarte, dass sie jeden Augenblick aus ihrem Zauberbann erwacht, eine Tüte Chips aus dem Fell zieht, hineingreift und dann genießerisch kauend das Programm genießt, das ich ihr biete. Ich bin sozusagen der Hauptfilm, den sie, bequem auf ihrem Sofa ausgestreckt, ansieht. Findet sie mich spannend? Steht sie auf lange, informative Dokus? Oder hält sie mich einfach für eine witzige Komödie? ‘Dick und Doof auf der Baustelle’ oder ‘Mr. Bean baut einen Grillplatz’. Sie verrät es mit keiner Miene. Vielleicht ist es ihr auch einfach nur langweilig und sie zappt sich durch die Gärten.

Mein Nachbar hat beruhigende Worte für mich und meine Bodenpflasterei: “Das ist nicht tragisch, wenn das ein bißchen krumm ist. Wenn du die Fläche vorher nicht mit einer Maschine verfestigt hast, sondern mit der Hand, verschiebt sich das sowieso später alles noch und wird krumm.” Ich habe alles mit der Hand gemacht. Beziehungsweise bin auf einem oder zwei Beinen springend über die Fläche gehüpft, um sie zu verfestigen. So ein Rüttler kostet nämlich eine Tagesmiete und ich hätte den bei meinem Arbeitstempo für viele Wochen ausleihen müssen. Da war ich dann lieber mein eigener Rüttler. Es stimmt allerdings, dass ich noch nie gesehen habe, wie Berufspflasterer hüpfend über den Kies springen. Nun ja. Wenn ich Glück habe, verschiebt sich alles im Laufe der nächsten Monate so, dass sich die Täler anheben und die Hügel senken, so dass schließlich alles perfekt in eine Höhe kommt. Habe ich schonmal erwähnt, dass ich recht sorglos optimistisch bin?

Zur Sicherheit werde ich später die Bepflanzung an die Gegebenheiten anpassen. Es wird möglichst viel hohes Zeug nah an der gepflasterten Terrasse geben, so dass der Überblick und damit der optische Niveauvergleich eingeschränkt wird. Wenn ständig irgendwelche Blätter und Gräser vor den Augen herumwedeln, konzentriert man sich nicht so auf den Boden. Und wenn man immer nur von oben drauf gucken kann, sieht er sowieso besser und viel glatter als von der Seite aus. Das ist wie beim Kaschieren von Figurproblemen. Die Einen ziehen eine lange Weste über, um die fehlende Taille zu verdecken, die Anderen setzen Bambus dicht an die krumme Terrasse.

Mein Splitberg ist inzwischen zum Hügel geschrumpft und reicht nicht mehr lange. Da muss ich bald Nachschub im Baumarkt kaufen. Das Klinker-Viereck um den Pflasterkreis ist geschlossen; es fehlen die letzten Basaltsteine im Kreis und noch einige Randsteine. Außerdem muss ich viele Ränder noch mit einem Betonbett abstützen, damit sie später nicht zur Seite abwandern. Inzwischen kommt mir die gepflasterte Fläche manchmal zu groß vor. Will ich wirklich so viel festen Boden haben? Überall, wo Steine liegen, wächst kein Grün. Andererseits muss ich überall, wo Steine liegen, im nächsten Sommer nicht gießen.

Die schottische Ecke links neben der Laube wächst und gedeiht. Alle Pflanzen haben die Auswanderung überstanden und fühlen sich bisher ganz gut. Bald kann ich anfangen die Mitte des kleinen Bereiches zu pflastern. Das kann eine nette, kleine Ecke werden. Genau richtig, um dort zu zweit Tee zu trinken. Oder um alleine Tee zu trinken und dabei ein Buch zu lesen.
 


Übrigens: Wie lange dauert es vom Auftreffen des Hammers auf den Finger bis zur Entstehung einer fetten Blutblase?
Keine 30 Sekunden. Faszinierend!


Wo wir gerade beim Hammer sind, hier kommt der nächste:
Weiter geht es NICHT am nächsten Sonntag.

Nach reiflicher Überlegung scheint mir das sinnvoll zu sein. Am 26. November, also in vier Wochen, ist nämlich die Spezialnacht der Wise Guys in Kiel, für die inzwischen die Vorbereitungen laufen. Für mich bedeutet das bis dahin relativ langwierige Arbeit an Videos, Einspielern und Untertiteln. Das ist kein Problem, denn die Arbeit daran macht mir viel Spaß, aber ein zusätzlich wöchentlicher Grillplatzbericht verlangt jedes Mal vorzeigbare Ergebnisse, die momentan nicht so schnell zu erreichen sind.

Sollten sich zwischendurch sensationelle, spektakuläre oder erstaunliche Dinge abspielen, zum Beispiel die Laube beim nächsten Herbststurm wegfliegen, oder die komplette Terrasse sich einen Meter absenken, wird es einen Sonderbericht geben.

Es tut mir leid, dass so viele regelmäßige Berichteleser jetzt vor vier leeren Wochen stehen, aber ich kann versprechen, dass es wirklich erst danach wieder richtig mit Schwung weitergeht und ich die zwischenzeitlich erreichten kleinen Sachen alle noch nachtragen werde. Vielen Dank für’s Mitlesen! Bis zum 4.Dezember!


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