Seite 8:  Ich baue einen Grillplatz   Woche 44-47

WOCHE 44
30. April 2006
War ja klar. Wenn ich sage, dass mir der apricotfarbene Grill eigentlich zu hell ist, dann weiß ich schon, dass ich da nochmal rangehe. Auch wenn ich mir gegenüber so tue, als würde ich es mir noch überlegen. In Wahrheit habe ich die Entscheidung innerlich längst getroffen und muss mir das nur noch klarmachen. Also ab zum Baumarkt, nochmal Putz und Pigmente kaufen und raus zum Grillplatz. Diesmal hole ich zwei Packungen Pigmente, um die Farbe kräftiger zu machen, aber das reicht nicht. Obwohl ich vorher im Internet gelesen habe, dass in Mineralputz nur Mineral-Farbpigmente und keine Dispersionsfarben gerührt werden sollen, kippe ich kräftig Dispersionsfarben in schwarz, rot und gelb dazu. Wenn man kräftig rührt, klappt das schon, ermutige ich mich und rühre bis die Schlieren weg sind und sich alles homogen verbunden hat. Der Farbton soll ja insgesamt dunkler und erdiger werden, nicht nur aprikosiger, und dunklere Farbpigmente waren im Baumarkt nicht zu bekommen. Wird ja nun nicht gerade so sein, dass Grills, die mit in Mineralputz eingerührten Dispersionsfarben verputzt werden, zwangsläufig nach drei Würstchen explodieren.

Und noch eine Neuerung gibt es: Handschuhe! Ich habe mich mal im Spül-, Putz- und Haushaltshandschuh-Bereich informiert und bei ‘dünn und sehr robust’ zugegriffen. Als Hausfrau müsste ich mich da eigentlich auskennen, aber ich putze wohl zu wenig und wenn, dann immer völlig ungeschützt. Farblich finde ich die Handschuhe jedenfalls wirklich gut. Und erstaunlicherweise halten sie sogar das Reiben auf dem rauhen Putz problemlos durch. Ob ich jetzt zu Hause mit diesen knalligen Handschuhen lieber und mehr putze, ist allerdings noch nicht sicher.


Ich verteile den Putz hinten, seitlich, oben und in allen Ecken, drücke ein paar gelbe und rote Glassteinchen rein, wobei ich bezweifel, dass die lange dort halten, weil der Putz recht dünn aufgetragen ist, und sehe mir dann das Ergebnis an. Schokoladenbraun. Lecker! Inzwischen weiß ich aber, dass die Farbe im Trockungsprozess noch heller wird und warte ab. Etwas später ist dann klar: Terracotta ist das wieder nicht, eher angeschmolzenes Cappuccino-Eis, aber jetzt gefällt es mir ziemlich gut. Sieht ein bißchen so aus, als wäre der Apricot-Grill 10 Jahre lang Wind und Wetter ausgesetzt gewesen, dabei nachgedunkelt und leicht mit Moos vergraut. Für mich und den abenteuerlichen Grillplatz also genau richtig. Außerdem passt er im Farbton jetzt zur Holz-Gartenbank in der schottischen Ecke.

Auf den ersten Blick könnte man den Grill farblich und mit den nach zweifachem Verputzen rundlichen Formen sogar für handgetöpfert halten. “Den habe ich mir mal im Hausfrauen-Vormittags-Kurs der Volkshochschule getöpfert”, ist ein Spruch, den ich mir unbedingt merken sollte. Vielleicht glaubt’s einer. “Und die Glasperlen symbolisieren die Schweiß- und Blutstropfen, die ich beim Bau des Grillplatzes vergossen habe”, wäre der zweite, der mir fast noch besser gefällt, weil er so betroffen macht und schlagartig eine unbeschwerte Stimmung beseitigen kann.

Richtig bunt wird die ursprünglich aufwändiger geplante Dekoration nicht, auch wenn ich noch viel mehr Glasperlen habe, aber das erscheint mir dann doch zu viel. Außerdem sollte ich warten, wie lange die eingeputzten Glasperlen bei angefachtem Grillfeuer halten und ob erhitzte Dispersionsfarben nicht doch explodieren. 

Nachdem mein Gatte mehrfach gedrängt hatte: “Du musst den Grill auch INNEN verputzen!” habe ich das gemacht, auch wenn ich mich fragte, warum und ob der Putz später so nah am Feuer wirklich halten würde. Als ich fertig und der Putz fest war, erkannte ich, dass ich das nicht nur MICH, sondern auch IHN vorher hätte fragen sollen, denn mein Gatte hatte an feuerfesten Mörtel gedacht, der den Innenbereich vor der Hitze schützen sollte, nicht an buntem Putz. Na, prima. Wenn ich jetzt im Grill-Innenbereich auf den bunten Putz (mit Dispersions-Farbanteilen!) eine Lage feuerfesten Mörtel gebe, hat das überhaupt Aussichten auf Wirksam- und Haltbarkeit?

Eine kurze Unterhaltung hätte alles im Vorfeld geklärt.
Ich: “Du meinst wirklich, ich soll den Innenbereich farbig verputzen, Liebling?”
Gatte: “Nein, Herzilein, nicht mit farbigem Putz. Ich meine feuerfesten Mörtel, damit der Bereich vor der Hitze geschützt ist.”
Ich: “Ach, das klingt logisch. Das mache ich. Wenn ich dich nicht hätte, mein Hase.”
Gatte: “Und du denkst daran, Handschuhe anzuziehen und auf keinen Fall Dispersionsfarben einzurühren, Süße?”
Ich: ”Ups, fast vergessen.”
Gatte: “Du Dummerchen. Nun lauf und arbeite schön. Und pass auf, dass du nicht von der Leiter kippst!”
Ich: “Du denkst an alles, Liebelein! Bis später!”
Gatte: (ruft hinterher) “Die neue Schutzbrille steht dir übrigens fabelhaft!”
(fiktiver Dialog)

Ich sehe es schon vor mir, wie beim ersten Grillen zuerst der Innenputz platzt und auf die Würstchen bröckelt, dann die Dispersionsfarbe im Mineralputz explodiert und gleichzeitig die in den Putz eingelassenen Glassteinchen glühend durch die Gegend geschossen werden. Da kann ich ja gleich noch ein paar Silvesterraketen auf den Rost legen, damit es auch bunt wird! Die Leute aus den umliegenden Dörfern hören dann das Gekrache, sehen den flammend erleuchteten Horizont und die Farbenspiele der Feuerwerke, gehen in Deckung und rufen: “Anette grillt!”

Kaum ist der Putz angetrocknet, fängt es an zu regnen und ich verhülle den Grill sicherheitshalber, damit er die Nässe unbeschadet übersteht. Macht sich so eigentlich auch ganz gut und gibt dem Grillplatz ein geheimnissvolles Flair, weil man unter der Hülle eine große Skulptur erwartet. Na, welchen Wise Guy hat sie sich da wohl aus Ytong gehauen? Ist ja fast enttäuschend, wenn dann nur ein Grill enthüllt wird!

Dass im Verlauf des Frühlings und meiner Einkaufszüge durch Gartenmärkte aus der ursprünglichen Baustelle jetzt ein immer grünerer Platz wird, ist toll und lässt mich oft staunen, weil sich der Anblick fast täglich verändert. Leider beginnt auch das Unkraut fröhlich zu sprießen und ich muss zwischendurch schon harken und auszupfen. Das ist irgendwie gemein. Der Platz ist doch noch gar nicht fertig! Ich bin mental noch auf Design und Aufbau eingestellt, nicht auf Wartung und Instandhaltung!


Aber so verbringe ich manche regenfreie Stunde am Grillplatz, buddel, gieße, harke, staune wie schnell Pflanzen wachsen können, besonders die doofen Brennesseln, die immer näher an meine kultivierten Flächen kommen, und setze mich zwischendurch auf die Bank, strecke die gummibestiefelten Füße aus, überlege, was ich noch alles machen muss bis zur Einweihung und gucke zu wie die Wolken ziehen.

Übrigens habe ich im Gartenmarkt eine Stockrose gekauft, die mal schwarze Blüten haben wird. Schwarz! Ich bin sehr skeptisch, ob mir das gefällt, oder ob meine schottische Ecke, in die ich sie gepflanzt habe, danach wie ein schottischer Friedhof aussieht, aber ich war neugierig und konnte nicht widerstehen. Wenn meine Besucher demnächst also ergriffen ihren Hut abnehmen und traurig auf die aus Schottland mitgebrachten Steine gucken, ist der Eindruck zu morbide. Aber wen lad ich schon ein, der einen Hut trägt? Ich glaube, ich kenne gar keinen mit Hut.



WOCHE 45
6.Mai 2006
Mein Grillplatz wird immer fertiger und meine Augen schweifen während der Arbeit unauffällig umher auf der Suche nach weiteren Betätigungsfeldern. Wobei unauffällig relativ ist, denn ICH merke sehr wohl, dass ich umhergucke. Vor dem Haus liegen noch etwa 200 kg Kies, an den Rändern des Grillplatzes sind die übrig gebliebenen Fliesen und Klinker gestapelt und vor allem: Ich bin auf den Geschmack gekommen. Ich will noch mehr pflastern. Mit Mühe halte ich mich zurück noch vor der Einweihungsfeier an anderen Gartenstellen Erde um mich zu werfen und Baustellen zu eröffnen, wo ich Wege und Sitzplätze bauen könnte. Da mein Garten komplett am schrägen Hang liegt, habe ich früher schon einige Begradigungen durchgeführt, allerdings kann man das alles noch gewaltig erweitern und verbessern. Die Frage ist jetzt nur: Soll ich nochmal Rasen nachsäen, oder buddel ich das sowieso alles in den nächsten Monaten um?










Wenn ich bedenke, dass ich den Grillplatz ursprünglich geschenkt bekam, um es mal ganz bequem zu haben und entspannen zu können, ist da was falsch gelaufen. Eigentlich war mir ja ein Gartenbauer geschenkt worden, der mir einen Gartengrill aufstellen sollte, während ich ihm zusehen und dann nur noch die Würstchenpackung aufmachen sollte. Nach dem Motto: Du arbeitest immer so viel, jetzt entspann mal! Stattdessen habe ich das gut überlegte und großzügige Geschenk ja lieber selber im Baumarkt umgesetzt und diese Riesenaktion gestartet. Aber ich muss sagen, dass ich das keinen Augenblick lang bereut habe. So gut gelaunt wie ich immer von der Baustelle zurückkomme, hätte mir das kein noch so netter Gartenbauer bieten können. Und wenn ich nicht gerade mit dem mörderischen Winkelschleifer arbeite, bin ich auch extrem entspannt. Eine großartige Sache also, die vermutlich in den nächsten Monaten und Jahren noch weitere Folgen in anderen Gartenecken haben wird.

Inzwischen fühlen sich auch die am Grillplatz eingesetzten Pflanzen wohl und lassen alles viel fertiger und vor allem netter aussehen. Darum habe ich auch sofort ein bißchen aufgeräumt und einen Tisch und die Gartenstühle auf die Terrasse geschleppt. Das sieht doch schon richtig nach gemütlichem Rumhängen aus. Schade, dass ich noch keine Zeit dafür habe, aber manchmal setze ich mich mit einem Tee wenigstens ein paar Minuten lang hin, tue so, als wäre alles fertig und gucke zufrieden in der Gegend herum. Ich kann ja gut selektiv wahrnehmen und blicke blitzschnell an den unfertigen Stellen vorbei, um die fertigen zu genießen.


Dass mein farbiger Grillverputz bei feuchtem Wetter Ansätze von helleren Kalkausblühungen zeigt, übersehe ich konsequent. Allerdings schwirrt mir der Gedanke durch den Kopf, dass Dispersionsfarben bei Hitze vielleicht nicht explodieren, dafür aber bei Feuchtigkeit zu farblichen Veränderungen tendieren könnten. Ach was, der Grill soll erstmal durchtrocknen, da gehe ich vorerst nicht mehr ran. Außerdem muss ich demnächst sowieso erstmal die immer noch wackelnde Treppenstufe vor der Terrasse reparieren. 


Und noch was Nettes passiert: An einem Abend gehe ich kurz zur Grillecke hoch, gieße ein wenig und lasse mich in der beginnenden Dämmerung für eine Minute auf der Bank in der schottischen Ecke nieder. Ich sitze ganz still, fühle die warme Luft, genieße die Ruhe und gucke entspannt vor mich hin. Plötzlich verziehen sich meine Mundwinkel seitwärts zu einem ununterdrückbaren, sehr breiten Grinsen, während der Rest des Körpers unverändert regungslos sitzen bleibt. Das sieht vermutlich total bescheuert aus, wie ich sitzend blöde in die Gegend grinse, aber ich kann nicht anders. Es ist reine Freude. Direkt vor mir sehe ich die kleine Eiche, die ich aus den schottischen Highlands mitgebracht und in meiner schottischen Ecke eingepflanzt habe, und sie hat dicke, grüne Knospen. Zwei Tage vorher hatte sie noch wie ein mageres, trockenes Ästchen völlig leblos aus dem Boden geragt und ich befürchtete schon, dass sie den langen Winter nicht überlebt hat. Dass kleine Knospen an einem dürren Ästchen mich so zum Strahlen bringen können!



WOCHE 46
14.Mai 2006
Ich bin fast die ganze Woche nicht zu Hause und kann darum kaum etwas am Grillplatz tun. Zum Glück ist es Frühling und da arbeitet die Natur. Bei meiner Rückkehr staune ich über die Veränderungen, die sich in den fünf Tagen meiner Abwesenheit getan haben. Die Bäume am Rand des Grillplatzes sind plötzlich zu einem dichten grünen Wald geworden und verhindern weitgehend den Blick in die Nachbargärten.


Sie verhindern aber auch weitgehend den Blick aus den Nachbargärten zu mir, der seltsamen Frau, die manchmal mit dem Hammer auf den Boden herumhaut und mit lautem Getöse Grillplatten zersägt. Sind die Nachbarn jetzt traurig oder eher erleichtert?

Auch das Unkraut ist gewaltig in die Höhe geschossen, und die kleine schottische Eiche hat plötzlich viele kleine richtige Eichenblätter, was sie wie einen richtigen Baum aussehen lässt und mir ein liebevolles Grinsen ins Gesicht zwingt.

Vom Bodensee habe ich mir einige blühende Gartenpflanzen und drei Steine mitgebracht. Die einen vom Marktstand, die anderen vom Bodenseeufer. Ich verrate jetzt nicht, was von wo, denn eine gewisse Kombinationsfähigkeit setze ich für die Leser des Berichtes einfach voraus. Ist ansonsten aber auch egal.

Und dann erfülle ich mir einen Traum. Also fast. Eigentlich hatte ich mal damit geliebäugelt den kompletten oberen Bereich, auf dem sich jetzt der Grillplatz befindet, zu einem tiefen Loch auszubuddeln und einen Naturteich mit Schwimmbereich anzulegen. So mit Schilf, Fröschen und Libellen, und in der Mitte Anette in einem alten grüngestrichenen Kahn dümpelnd und in einem Buch lesend. Eine schöne Vorstellung, aber wohin mit der ausgebuddelten Erde, wie den Teich bei meinem kiesigen, extrem durchlässigen Boden wirklich dicht bekommen und vor allem: Wer füllt ständig das verdunstende Wasser nach? Da liege ich ja nie im Kahn, sondern schleppe immer nur Eimer voll Wasser nach oben, um den Wasserstand zu halten. Das ist auf Dauer schlimmer als Kiesschleppen.

Als Ersatz fülle ich mir zwei Teiche in die wasserdichten Zinkeimer, die den Eingang zur Terrasse markieren. Hat den Vorteil, dass ich nicht tonnenweise Erde verschieben muss und auch das Nachfüllen relativ schnell geht. Dafür muss ich natürlich auf den grüngestrichenen Kahn verzichten, in dem ich dümpeln kann.

Einige heiße Tage bewirken, dass meine Regentonne schnell leergeschöpft und ihr bis dahin gesammelter Inhalt in der Erde versickert ist. Ich starre auf die knochentrockene Erde und warte mit dumpfen Vorahnungen auf den Hochsommer. Ich habe keinen Wasseranschluß im Garten und muss alles aus einem Regenwasserbecken im unteren Gartenteil schöpfen und mit Gießkannen verteilen. Aus gießtechnischen Gründen hätte ich vielleicht doch das gesamte Areal pflastern sollen. Wäre dann nur nicht so gemütlich geworden.

Ehe der Grillplatz jetzt aber schon zu fertig wirkt, reicht ein Blick zur Laube, die immer noch als Lagerraum genutzt wird, halb mit einer Plane abgehängt ist  und dringend leergeräumt werden muss. Da soll es ja noch hölzerne Sitzflächen auf den Betonteilen geben. Und der feine Split muss noch auf der Terrasse eingekehrt und das Unkraut zwischen den Pflanzen entfernt werden. Eigentlich wollte ich auch noch die Holzstühle streichen. Und der restliche Garten muss auch gründlich durchforstet werden.

Ich glaube nicht, dass es mir in den nächsten Tagen langweilig werden wird.




WOCHE 47
21.Mai 2006
Perfektes timing. Die Sonne scheint, das Wetter ist toll - und ich verbringe die Tage komplett vor dem Computer, um Video-Clips zu schneiden. Das ist ziemlich blöde, aber ich überlege messerscharf, dass ein unfertiger Grillplatz in meinem Garten nicht halb so negativ auffällt, wie ein nur halbfertiger Videoclip auf einer Leinwand. Kaum bin ich fertig am Computer, schlägt das Wetter um. Es regnet und stürmt, und ich schaffe es in einer Regenpause gerade mal Äpfel wachsen zu lassen. (Geht ganz einfach: Mit Bindfaden 12 Plastikäpfel an die Äste des Pflaumenbaumes binden.)   

Doch dann kommt meine Chance: Eine Regenpause mit Sonnenschein und nur kleinen Sturmböen. Ich baue die Kreissäge auf, schleppe Bretter an den Grillplatz und werkel an den Abdeckungen für die Betonteile. Mit Holz oben drauf werden sie schöner ausssehen und gleichzeitig zu wunderbaren Sitzgelegenheiten. Der Wind braust um meine Ohren, und meine Sorge, dass die anfallende Sägespäne die Ritzen zwischen den Steinen verstopft, erübrigt sich, weil die Späne vom Wind sofort erfasst und an mir vorbei in unendliche Fernen gewirbelt werden. Ist schon ein tolles Gefühl bei so starkem Wind an der Kreissäge zu arbeiten, während Blätter und kleine Ästchen vorbeifliegen. Volle Naturgewalten, kreischende Sägegewalten und dazwischen ich.

Die Bretter passen ziemlich schnell und problemlos. Das hatte ich mir komplizierter vorgestellt. Nicht von der Idee her, aber ich hatte Pannen in der Ausführung erwartet. Na, umso besser. Ich nutze die günstige Wetterlage und streiche sofort mit dunkler Palisander-Lasur. Normalerweise stehe ich auf helles Holz wie Kiefer und Buche, aber am Grillplatz muss es dunkel sein. Keine Ahnung warum, aber ich höre da auf meinen spontanen Impuls und greife im Baumarkt nach der Farbe, die mir plötzlich als einzig richtig erscheint. Diesmal Palisander. Noch nie vorher bin ich auf die Idee gekommen etwas palisanderfarben zu streichen. Zum Glück war mein spontaner Gedanke im Baumarkt nicht Pink. Aber wahrscheinlich hätte ich mich dann renitent gezeigt und nicht auf mich gehört.

Wenn man bei heftigem Wind streicht, trocknet die Farbe sehr schnell und viele kleine Blütenblätter, Tannennadeln und Kleinteilchen werden vorher noch mit Schwung in die klebrige Lasur geweht. Ich kann gar nicht so schnell raussammeln, wie angeflogen kommt. Außerdem haart der Pinsel. Also mit rechts streichen, mit links Blätter, Tannennadeln und Pinselhaare rausfischen und hin und wieder die Haarstränen aus dem Gesicht streichen. Arbeiten wie die Profis. Aber ich lasse mich nicht ärgern und freue mich, dass immerhin das Wetter trocken ist.

Ich bin kaum zurück im Haus, da beginnt überraschend ein Platzregen. Viele Liter Wasser in wenigen Minuten und alle auf meine frisch gestrichenen Bretter, die auf der Terrasse zum trocknen liegen. Na toll.


Zuerst sieht es aus, als ob Bretter und Lasur das gut überstehen, aber nach einigen Minuten löst sich die Farbe doch an einigen Stellen. Als alles wieder trocken und die ausgewaschene Farbe gut abgeschwemmt ist, sehen die frisch gestrichenen Bretter aus, als ob sie das letzte Mal vor zwanzig Jahren behandelt wurden. Da werde ich wohl nochmal ran müssen.











Im Gegensatz dazu sehen die Steine vom Bodensee erst richtig gut aus, wenn sie nass sind, weil nur dann die kontrastreiche Färbung zu sehen ist. Das würde von der Optik her natürlich für Grillpartys bei strömendem Regen sprechen, obwohl ich nicht ganz sicher bin, ob dann die Laune steigt, nur weil die Steine im Regen so schön aussehen.

In der nächsten Woche streiche ich die Bretter nochmal und wahrscheinlich sofort auch meinen großen Tisch. Der sieht kiefernfarben eigentlich klasse aus, aber ich denke gerade spontan an Palisander. Und ich folge ja gerne plötzlichen Impulsen.



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